Ein wichtiger Grund für die hohe Wertschätzung, die der Carrera 3,2 unter den vielen Versionen des Porsche 911 besitzt, ist der ausgereifte Motor. Der Wagen wurde bei Erscheinen des Carrera 3,2 schon rund 20 Jahre gebaut. In dieser Zeit durchlief auch der Motor verschiedene Metamorphosen. Aus dem auf hohe Drehzahlen angewiesenen giftigen 2,0 S mit 170 PS bei 6800 U/min (Literleistung 85PS/l) und 182 Nm bei 5500 U/min, dem Spitzenmodell aus dem Modelljahr 1969, war ein Wagen entstanden, der den oft wenig sportlichen Alltag ungleich souveräner meisterte.
Mit einer Literleistung von 73 PS/l, die aus den 231 PS (ohne Werkskat) bei 5900 U/min und einem Hubraum von exakt 3164 ccm resultierten, deutet sich schon an, dass Porsche im Laufe der Jahre die Schwerpunkte anders gesetzt hatte. Das maximale Drehmoment liegt bei 284 Nm bei 4800 U/min. Ein Carrera 3,2 nimmt einem auch den Stadtverkehr nicht übel, maschiert aus dem Drehzahlkeller ohne Rucken los und genehmigt sich dabei, gemessen an der Motorleistung, nicht übermäßig Benzin. Bei ruhiger Fahrweise nähert sich der Verbrauch des Carrera 3,2 der 10-Liter-Marke, mehr als 15 Liter durch die Einspritzanlage laufen zu lassen, gelingt nur mit grobem Vorsatz.
Laufleistungen von 250 000 Kilometern sind bei fachgerechter Wartung und pfleglichem Umgang keine Seltenheit, Motoren in Langstreckenfahrzeugen halten noch einmal deutlich länger. Eine Motorrevision schlägt je nach Art und Umfang anstehenden Arbeiten mit 5000 bis 10 000 Euro zu Buche.
Der Motor des Carrera 3,2 gilt als ein ausgereiftes Triebwerk.
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Das robuste Motorgehäuse aus Aluminium-Legierung wurde unverändert aus dem letzten Produktionsjahr des 911 SC übernommen. Konstruktiv sind der Motor vom Carrera 3,2, dem 930 Turbo 3,3 und 3,0 eng miteinander verwandt, was sich nicht nur an der Ähnlichkeit von Kurbelwelle und Motorgehäuse zeigt. Ventilfedern, Pleuel, Pleuelbuchse, Pleuellager und die Lagerschalen für die Kurbelwelle sind beim Carrera 3,2 und 930 Turbo 3,3 beispielsweise identisch.
Im Laufe der sechsjährigen Produktionszeit wurde der Carrera 3,2 in vier Motorvarianten angeboten. Diese Motoren blieben über den gesamten Produktionszeitraum in ihren Grundzügen unverändert.
Die ab Werk ohne Katalysator angebotene Version trägt die Bezeichnung 930/20 und leistet 231 PS. Hier kommen wie beim Vorgänger 911 SC die verschleißfesten Nikasil-Zylinder mit Schmiedekolben von der Firma Mahle zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Zylinder aus einer Aluminium-Legierung, auf deren Lauffläche eine dünne Nickel-Schicht mit harten Silizium-Carbid-Teilchen galvanisch aufgebracht wurde.
Ab dem Modelljahr 1985 waren diese Motoren uneingeschränkt bleifrei tauglich. Für die 930/20-Motoren aus dem ersten Produktionsjahr empfiehlt Porsche, bei der Verwendung von unverbleitem Benzin die Wartungsintervalle für die Kontrolle des Ventilspiels von 20 000 auf 10 000 Kilometer zu verkürzen. Für bestimmte Exportländer wie zum Beispiel die Schweiz und Schweden wurde dieser Motor als Version 930/26 ausgeliefert. Er besitzt wie der 911 SC eine Sekundärluftpumpe, um die Abgaswerte zu senken und wird von Porsche mit denselben Leistungswerten wie der 930/20 angegeben. Beide Motoren sind auf die Verwendung von Benzin in einer Qualität von 98 Oktan (Super plus) ausgelegt.
Beim Betrieb mit einem nachgerüsteten Katalysator und den dafür eingerichteten Serien-Steuergeräten gibt Porsche einen Oktanzahlbedarf von 95 an. Weitere Informationen zum Thema Kat-Nachrüstung stehen in dem Abschnitt Katalysator.
| Bohrung | 95 mm | Hub | 74,4 mm |
|---|---|
| Hubraum | 3164 ccm |
| Zylinder | 6 Boxermotor |
| Verdichtungsverhältnis | 10,3:1 |
| Motorleistung | 231 PS/170 kW |
| bei Drehzahl | 5900 U/min |
| Drehmoment | 284 Nm |
| bei Drehzahl | 4800 U/min |
| Literleistung | 73PS/l |
| Höchstdrehzahl | 6520 U/min |
| Motorgewicht trocken | 219 kg |
Zu Produktionsbeginn im Jahr 1983 wurde außerdem eine Variante mit Werks-Katalysator angeboten, die 207 PS leistete.
Dieser Motor ist niedriger verdichtet und auf die Verwendung von Normalbenzin (91 Oktan) ausgelegt. Die niedrigere Verdichtung von 9,5:1 statt 10,3:1 ergibt
sich daraus, dass der 930/21-Motor andere Kolben und Zylinder besitzt.In diesen Motoren wurden neben den Mahle-Zylindern
und -Kolben auch Zylinder aus
Alusil - einer Aluminium-Silizium-Legierung - mit Gusskolben verbaut. Diese Kombination lieferte die Firma KS. Zum Modelljahr 1987 wurde dieser Motor
auf die Verwendung von Super bleifrei (95 Oktan) umgestellt und leistet 217 PS. Er trug fortan die Bezeichnung 930/25.
Bei den Motoren 930/25 gab es eine Serie, bei der die Ventilführungen schnell verschlissen. Viele Besitzer mussten die Zylinderköpfe
bei einer Laufleitung von um die 80 000 km überholen lassen - ein schwarzer Fleck auf der ansonsten weißen Weste dieses Modells.
| Bohrung | 95 mm | Hub | 74,4 mm |
|---|---|
| Hubraum | 3164 ccm |
| Zylinder | 6 Boxermotor |
| Verdichtungsverhältnis | 9,5:1 |
| Motorleistung | 207 PS/152 kW (217 PS/160 kW) |
| bei Drehzahl | 5900 U/min |
| Drehmoment | 260 Nm (265 Nm) |
| bei Drehzahl | 4800 U/min |
| Literleistung | 65,4 PS/l (68,6 PS/l) |
| Höchstdrehzahl | 6520 U/min |
| Motorgewicht trocken | 219 kg |
Zwei wesentliche Neuerungen gegenüber dem 911 SC-Motor: Die Kettenspanner waren jetzt an den Ölkreislauf des Motors angeschlossen, was
deren Zuverlässigkeit stark verbesserte. Statt einer K-Jetronic wie beim 911 SC verwendete Porsche jetzt
eine L-Jetronic mit integriertem Zündkennfeld. Gesteuert wird diese Gemischaufbereitungsanlage über eine Digitale Motorelektronik (DME), in der
der aktuelle Betriebszustand des Motors anhand verschiedener Meßgrößen erfasst, und die Einspritzmenge berechnet wird. Der Zündzeitpunkt wird in
Abhängigkeit von der Motorbelastung und der Drehzahl über ein Kennfeld geregelt.
Ein Klopfsensor ist beim 3,2 noch nicht integriert, er kam erst mit dem Nachfolger 964. Dabei war die Klopfregelung zum Zeitpunkt der Produktion des Carrera 3,2 bei Porsche schon von den Baureihen 944 und 928 bekannt. Deshalb ist der Motor des Carrera 3,2 auch nicht in der Lage, auf verminderte Kraftstoffqualität mit einer automatischen Rücknahme des Zündzeitpunktes zu reagieren. Die Leistungssteigerung beim Carrera gegenüber dem 911 SC geht nicht nur auf das Konto einer Hubraumerhöhung von 2994 ccm auf 3164 ccm. Ansaug- und Auslaßkanäle wurden neu gestaltet, eine Resonanzaufladung kam hinzu sowie eine modifizierte Auspuffanlage. Außerdem wurde die Verdichtung von 9,8:1 beim 204 PS-SC auf 10,3:1 beim 930/20-Motor erhöht. So stieg die Literleistung von 68 beim SC auf 73 PS/l (930/20-Motor) an.
Das Steuergerät der Digitalen Motorelektronik (DME) gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen und Codierungen. Dies diente in erster Linie dazu, die gesetzlichen Bestimmungen in den verschiedenen Ländern zu erfüllen. Dazu wurden auch Auspuff und Getriebeübersetzungen modifiziert. Eine wichtige Änderung brachte das Modelljahr 1986. Ab da waren die Steuergeräte für die Nachrüstung eines Katalysators eingerichtet. Zusätzlich gab es für das Modell 911 Carrera 3,2 Clubsport Ausführungen mit einer erhöhten Abschaltdrehzahl von 6840 statt 6520 U/min.
Bei diesem Modell kamen außerdem leichtere, hohle Einlaßventile zum Einsatz. Bei ihnen verzichtete Porsche auf die Natriumfüllung. Die Motoren für den 3,2 Clubsport sind daran zu erkennen, dass hinter der Typbezeichnung für den Motor ein SP eingeschlagen ist (z.B. 930/20 SP). Auch die Zylinderköpfe tragen auf der dem Zylinder zugewandten Seite ein gestempeltes SP. Der 3,2 Clubsport wurde ab dem Modelljahr 87 (H-Programm) abgeboten. Diese Ausstattungsoption M 637 umfasste im Wesentlichen eine etwas abgespeckte Ausstattung, die einige Kilo Gewicht einsparte. Die Leistungswerte des Motor blieben unverändert. Weitere Informationen über den 3,2 Clubsport stehen in dem Abschnitt Modelle.